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Fotos: Myriams-Fotos | Sharon McCutcheon | Tim Krauss | Deep Rajwar | JoAnne McArthur
Wie teuer wäre ein Kilogramm Hackfleisch bei Einpreisung der Umweltschäden? Wie ergeht es Lucy, dem Mutterschwein in der Massentierhaltung? Und auf welcher Handlungsstufe stehen Sie selbst gerade? Machen Sie mit beim Umweltquiz und erfahren Sie die harten Fakten zum wahren Preis unserer Lebensmittel!
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Sehr geehrte Leser*innen!
Stellen Sie sich vor, ein Außerirdischer käme als umweltpolitischer Berater auf die Erde und würde sich ein Bild von der Lage in Deutschland machen. Welcher Sachverhalt würde ihm unmittelbar ins Auge springen? Vermutlich jener, dass einer der Branchen mit den drastischsten Umweltzerstörungen und zugleich gravierendsten ethischen Probleme von der Politik bisher überwiegend freie Bahn gelassen wird.
Denn während sich bei Strom, Verkehr und Wärme zögerlich politisch initiierte Verbesserungen abzeichnen, existieren Zerstörung und Leid durch die industrielle Massentierhaltung weitgehend ungebremst:
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Es gibt kein wissenschaftliches Erkenntnisproblem, der Fall ist klar: Herstellung und Verbrauch tierischer Produkte müssen drastisch gesenkt werden. Aufgrund der Fülle an hochwertigen pflanzlichen Alternativen ist diese Zielsetzung nicht nur unabdingbar, sondern auch gut umsetzbar.
Die folgenden Inhalte soll in diesem Sinne Informationen anbieten, Lösungsmöglichkeiten aufzeigen und Politiker*innen, (Land)Wirtschaft und Bürger*innen zum Handeln motivieren.Â
Wir wünschen Ihnen spannende Erkenntnisse bei der Lektüre und den Glauben, etwas bewegen zu können. Eine andere Landwirtschaft ist möglich!
Ihr Lukas Feldmeier und Ihre Anne Sill
für die Deutsche Tier-Lobby e.V.*
* Die Deutsche Tier-Lobby e.V. ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Nürnberg. Wir setzen uns für radikal bessere Lebensbedingungen der sog. „Nutz“tiere und eine massive Senkung der Tiernutzung durch den Menschen ein.
Schauen sie hier die kompletter Aufzeichnung der Podiumsdiskussion des Deutschen Tier-Lobby e.V. vom 15.02.2023.
Es diskutierten:
Die ökologischen und sozialen Beeinträchtigungen durch die Erzeugung tierischer Produkte beginnen bereits beim Futtermittelanbau. Dieser findet anteilig im Ausland (v.a. USA, Südamerika) statt. Im Folgenden werden die Auswirkungen über alle drei Wertschöpfungsstufen (Futtermittelerzeugung, Tierhaltung, Nach-Tierhaltung) zusammenfassend dargestellt.
Zur Erzeugung einer tierischen Kalorie ist wegen Stoffwechselverlusten im Organismus der Tiere ein Vielfaches an pflanzlichen Kalorien in Form von Futtermitteln notwendig.
⇒ Erhöhter Flächenbedarf (1)
⇒ Erhöhter Energieverbrauch und
Düngemittelbedarf.
⇒ Erhöhter Flächenbedarf (2)
⇒ Höhere CO2 Emissionen u.a. durch Nutzung von Moorböden.
⇒ Entgangene alternative Nutzungsmöglichkeiten mit höherer CO2-Bindung
(Wälder statt Äcker).
Zusätzliche/verschärfte Probleme im Vergleich zur Futtermittelerzeugung in Deutschland:
Pestizide (wenig reguliert)
⇒ Bedrohung der Gesundheit von Menschen sowie der Artenvielfalt.
Siehe auch: ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Zerstörung von Waldgebieten und Savannen
⇒ Lebensraumvernichtung von Tieren, Menschen, Pflanzen, Freisetzung von CO2.
Landkonflikte
⇒ Gewaltsame Auseinandersetzungen mit
Verletzten und Toten
Siehe auch: Weltagrarbericht
â—¦ Verursachung von Tierleid durch nicht artgerechte Haltungssysteme.
â—¦ Schlechte Haltungsbedingungen und
hohe Besatzdichten, Folgen:
⇒ Häufige Erkrankungen
⇒ hoher Antibiotikaeinsatz
⇒ Bildung antibiotikaresistenter Keime.
⇒ Gefahr der schnellen Ausbreitung von Seuchen.
◦ Futtermittel enthalten Stickstoff ⇒ Verfütterung ⇒ Stickstoff-Überschüsse, enthalten in Gülle und Festmist, fallen am Stärksten in Hochburgen der Massentierhaltung an.
⇒ Ammoniakemissionen (1) ⇒ Feinstaubbildung ⇒ Vorzeitiger Tod zehntausender Menschen jedes Jahr in Deutschland.¹
⇒ Ammoniakemissionen (2): Versauerung der Böden über Regen: Schädigung von Bodenorganismen wie Regenwürmern, Destabilisierung der Pflanzen.
⇒ Belastung von Gewässern durch Nitrat.²
⇒ Emission der Treibhausgase Lachgas und Methan.
◦ Methanausstöße (=Treibhausgas) durch Wiederkäuer.
◦ Energieaufwand für Beheizung/
Klimatisierung der Ställe.
â—¦ CO2-Emissionen und Tierleid durch Transporte.
◦ Ausbeutung von Arbeitskräften in Schlachthöfen.
◦ Häufig qualvolle Schlachtung
(Fehlbetäubungen, Erstickungsgefühle).
◦ Erhöhter Energieaufwand für
Verarbeitung, Kühlung und
Zubereitung.
Goodland/Anhang 2009 , !4;
◦ Hoher Fleischkonsum ⇒
Herz-Kreislauf-Krankheiten ⇑
Diabetes ⇑
Darmkrebs ⇑
Treibhausgase
Tierleid
Soziale / Gesundheitliche Risiken
Regionale Umweltgefährdung
Zur Erzeugung einer tierischen Kalorie ist wegen Stoffwechselverlusten im Organismus der Tiere ein Vielfaches an pflanzlichen Kalorien in Form von Futtermitteln notwendig.
⇒ Erhöhter Flächenbedarf (1)
⇒ Erhöhter Energieverbrauch und
Düngemittelbedarf.
⇒ Erhöhter Flächenbedarf (2)
⇒ Höhere CO2 Emissionen u.a. durch Nutzung von Moorböden.
⇒ Entgangene alternative Nutzungsmöglichkeiten mit höherer CO2-Bindung
(Wälder statt Äcker).
Zusätzliche/verschärfte Probleme im Vergleich zur Futtermittelerzeugung in Deutschland:
Pestizide (wenig reguliert)
⇒ Bedrohung der Gesundheit von Menschen sowie der Artenvielfalt.
Siehe auch: ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Zerstörung von Waldgebieten und Savannen
⇒ Lebensraumvernichtung von Tieren, Menschen, Pflanzen, Freisetzung von CO2.
Landkonflikte
⇒ Gewaltsame Auseinandersetzungen mit
Verletzten und Toten
Siehe auch: Weltagrarbericht
â—¦ Verursachung von Tierleid durch nicht artgerechte Haltungssysteme.
â—¦ Schlechte Haltungsbedingungen und
hohe Besatzdichten, Folgen:
⇒ Häufige Erkrankungen
⇒ hoher Antibiotikaeinsatz
⇒ Bildung antibiotikaresistenter Keime.
⇒ Gefahr der schnellen Ausbreitung von Seuchen.
◦ Futtermittel enthalten Stickstoff ⇒ Verfütterung ⇒ Stickstoff-Überschüsse, enthalten in Gülle und Festmist, fallen am Stärksten in Hochburgen der Massentierhaltung an.
⇒ Ammoniakemissionen (1) ⇒ Feinstaubbildung ⇒ Vorzeitiger Tod zehntausender Menschen jedes Jahr in Deutschland.¹
⇒ Ammoniakemissionen (2): Versauerung der Böden über Regen: Schädigung von Bodenorganismen wie Regenwürmern, Destabilisierung der Pflanzen.
⇒ Belastung von Gewässern durch Nitrat.²
⇒ Emission der Treibhausgase Lachgas und Methan.
◦ Methanausstöße (=Treibhausgas) durch Wiederkäuer.
◦ Energieaufwand für Beheizung/
Klimatisierung der Ställe.
â—¦ CO2-Emissionen und Tierleid durch Transporte.
◦ Ausbeutung von Arbeitskräften in Schlachthöfen.
◦ Häufig qualvolle Schlachtung
(Fehlbetäubungen, Erstickungsgefühle).
◦ Erhöhter Energieaufwand für
Verarbeitung, Kühlung und
Zubereitung.
Goodland/Anhang 2009 , !4;
◦ Hoher Fleischkonsum ⇒
Herz-Kreislauf-Krankheiten ⇑
Diabetes ⇑
Darmkrebs ⇑
Treibhausgase
Tierleid
Soziale / Gesundheitliche Risiken
Regionale Umweltgefährdung
¹ Lt. Max-Planck-Institut für Chemie gehen pro Jahr 54.000 vorzeitige Todesfälle durch Feinstaub auf die Landwirtschaft zurück. Wir schätzen den Anteil der Tierwirtschaft inkl. Futtermittelanbau (Kunstdünger) auf 80-90%, d.h. 43.000-49.000 Menschen, die vorzeitig sterben.
² Deutschland wurde 2018 wegen Verletzung der EU-Vorgaben zur Nitratbelastung des Grundwassers vom Europäischen Gerichtshof verurteilt, im Jahr 2019 wurde ein zweites Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, das wegen der in 2020 novellierten Düngeverordnung vorerst ruht.
Nach einer Studie von Meier (2014), zitiert in Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik (2016), S.29 unterteilen sich die Emissionen durch die Ernährung im Jahr 2006 in folgende Bereiche:
Der wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik (2016) gibt die Gesamtemissionen (im In- und Ausland) der Ernährung (im Inland) unter Bezugnahme auf Meier (2013) mit 240 Mio. Tonnen bzw. 25% der Gesamtemissionen Deutschlands an.
Davon gehen 66% auf den Verbrauch tierischer Produkte zurück (21% pflanzlich, 13% Getränke, Quelle: Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik), was wiederum einen Anteil tierischer Produkte an den Gesamtemissionen Deutschlands von 16,5% impliziert.
Es ist davon auszugehen, dass der aktuelle Anteil der Ernährung und insbesondere jener durch den Verzehr tierischer Produkte an den Gesamtemissionen Deutschlands noch höher liegt. Lt. Umweltbundesamt gingen die landwirtschaftlichen Emissionen (v.a. Methan und Lachgas) zwischen 2006 und 2020 kaum zurück (-3%), während die Gesamtemissionen Deutschlands im gleichen Zeitraum um 26% gesenkt werden konnten (Umweltbundesamt 2021). Wie oben bereits dargestellt, bilden die landwirtschaftlichen Emissionen nur einen Teil der Emissionen durch die Ernährung. Auch werden die Systemgrenzen je nach Darstellung unterschiedlich gezogen: So können die Emissionen durch Agrardiesel dem Verkehrs- oder dem Landwirtschaftssektor zugeordnet werden, die bei der Produktion von Düngemitteln entstehenden Treibhausgase können als Industrie- oder Landwirtschaftsemissionen definiert werden etc.
International zeigte sich zuletzt ein gegenteiliger Effekt im Vergleich zu Deutschland. Aufgrund der global steigenden Emissionen in anderen Sektoren verringerte sich der Anteil der Tierwirtschaft an den globalen Gesamtemissionen von 18% (FAO 2006) auf 14,5% (FAO 2013). Das absolute Niveau der Treibhausgasemissionen der Tierproduktion blieb mit 7,1 Gigatonnen CO2-Äquivalenten konstant. Die Systemgrenzen sind allerdings enger gezogen als in der obigen Darstellung für Deutschland und klammern die Emissionen durch den/die Endverbraucher*in aus. Sollten andere Branchen ihre Emissionen planmäßig reduzieren, droht ein Anstieg des Anteils tierischer Lebensmittel an den weltweiten Gesamtemissionen auf 30% im Jahr 2030 und über 80% im Jahr 2050 (Fleisch-Atlas 2018).
Das World Watch Institute (2009) kritisierte in seiner Erhebung die Werte der FAO als zu niedrig und ermittelte einen Anteil der Tierwirtschaft an den globalen Emissionen von 51%. Diese Studie löste einen regelrechten Gelehrtenstreit aus inkl. Replik durch Herrero et al. (2011) und Gegen-Erwiderung durch Goodland und Anhang (2012). Die Unterschiede zwischen den beiden Ansätzen werden wir in Kürze hier skizzieren.
© We Animals Media / Jo-Anne McArthur
Die Tierhaltung in Deutschland wird den ethischen Ansprüchen unserer Gesellschaft in keinster Weise gerecht. Wir wollen dies am Beispiel des Lebens eines fiktiven Mutterschweins deutlich machen. Das Leid der Sauen erscheint als besonders drastisch, doch auch die Bedürfnisse fast aller anderen „Nutz“tiere werden nicht respektiert. Ein grundlegender Wandel weit über die Abschaffung von Kastenständen und anderen Käfigen hinaus ist daher nötig: In Deutschland, in Europa, weltweit.
Lucy ist ein Mutterschwein. Sie ist tragend. Zum fünften Mal in ihrem kurzen Leben. Wie etwa zwei Millionen andere Mutterschweine in Deutschland wird sie eine Woche vor der Geburt ihrer Ferkel in den sogenannten „Ferkelschutzkorb“ gesperrt. In dieser Gitterbox kann sie sich nicht einmal umdrehen. An diesem Tag kommen ihre elf Ferkel zur Welt. Sie will ihnen ein sauberes Nest aus Stroh bauen. Doch da ist nur ein kalter Betonspaltenboden und ihre eigenen Exkremente. Sie will für sie da sein wie eine Mutter für ihre Kinder. Doch sie kann sich kaum bewegen. So geht das bis zu vier Wochen. Dann werden die Ferkel von ihr getrennt. Lucy kommt direkt in den nächsten Kastenstand. Dort wird sie besamt. Der Produktionsrhythmus beginnt von vorne. Ein kleiner Schritt nach vorne, ein kleiner nach hinten. Fünf Wochen lang.
Die nächste Station heißt Gruppenhaltung. Lucy will auf einem weichen Waldboden mit dem Rüssel nach Nahrung suchen und wühlen. Doch da ist wieder nur der harte Spaltenboden. Ihre Gelenke schmerzen. Sie will rennen oder laufen. Doch für mehr als ein paar Schritte ist auch hier kein Platz. Durch die Enge kommt es vermehrt zu Rangkämpfen und Verletzungen. Die Schadgase vom Flüssigmist unter ihr reizen die Atemwege. Nach etwa elf Wochen ist es wieder so weit. Lucy muss zurück in den Kastenstand. Bald wird sie ein letztes Mal Ferkel bekommen.
Die Proteste gegen den Kastenstand zeigen Wirkung. Im Juli 2020 beschließt der Bundesrat die Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Doch noch immer ist ein vollständiger Ausstieg aus dem Kastenstand nicht in Sicht. Bis 2029 wird er im Deckzentrum zugelassen sein. Im Abferkelbereich werden Muttersauen auch nach der langen Übergangsfrist, die bis 2036 und in Härtefällen sogar bis 2038 reicht, fünf Tage am Stück fixiert werden dürfen – und das bis zu drei Mal im Jahr.
Im Alter von drei Jahren hat Lucy ausgedient. Der Landwirt spricht von einem Ende ihrer Nutzungsdauer und einer sinkenden Quote bei der Ferkelproduktion. Deswegen wird Lucy geschlachtet. Nach sechs Geburten. Nach fast einem halben Leben im Kastenstand. Eine Abschaffung der Kastenstände wird ihr nichts mehr nützen – aber Millionen ihrer Artgenossen.
Höhere Preise setzen Anreize für die Eindämmung von Schäden in der Landwirtschaft und die Senkung der Nachfrage durch die Verbraucher*innen.
Ja, die Preise für tierische Produkte müssen deutlich steigen, um Anreize für den Umstieg auf nachhaltigere Lebensmittel zu setzen. Anders ist die unbedingt notwendige Ernährungswende nicht zu schaffen. Ein Menschenrecht auf Billig- und Qualfleisch (-milch, -eier etc.) existiert nicht!
Den Bürger*innen stehen aber eine saubere Umwelt, körperliche Unversehrtheit und hochwertige Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen zu.
Durch einen klugen Politikmix aus marktwirtschaftlichen und ordnungsrechtlichen Instrumenten, der tierische Produkte deutlich verteuert und pflanzliche Alternativen fördert, ist dieses Ziel erreichbar. Ansatzpunkte haben wir im vorherigen Kapitel sowie im Folgenden zusammengetragen.
Mit der Bepreisung ökologischer Schäden muss durch die Anhebung der Mehrwertsteuer auf konventionelle tierische Produkte auf 19% unverzüglich begonnen werden. Im Anschluss schlagen wir eine schrittweise Weiterführung vor, um Bürger*innen und Produzent*innen Zeit für die Umstellung zu geben.
Wir fordern die Erhöhung der Mehrwertsteuer für konventionelle tierische Produkte auf 19% zum 01.01.2023. Ab 2024 sollen im Rahmen einer Pestizidabgabe die ökologischen Kosten von Pflanzenschutzmitteln (hier von uns nur grob und pauschal zugeschlüsselt) eingepreist werden.
Die Umweltkosten (u.a. Treibhausgase, Stickstoffüberschüsse, Landnutzungsänderung) wurden von Wissenschaftler*innen der Universitäten Augsburg und Greifswald im Auftrag des Discounters Penny berechnet. Wir schlagen deren Einpreisung durch die oben skizzierten Instrumente (Stickstoffüberschussabgabe, Emissionssteuer, CO2-Bepreisung) in zwei Stufen zu je 50% ab 2025 und ab 2027 vor. Die Preise für 2021 sind Tageswerte eines Nürnberger Supermarkts im Juni 2021. Nicht alle Schäden lassen sich monetär beziffern wie z.B. Tierleid.
Der zielgerichtete Einsatz der Einnahmen ermöglicht mehr Gerechtigkeit (sozial, Geschlechter-, Verursacher-) und deutlich mehr Tierschutz:
Die Politik redet immer wieder von Aufforstung als Klimaschutzmaßnahme. Die folgende Grafik zeigt, wo das mit Abstand größte Potenzial schlummert:
Flächennutzung in Deutschland, Eigene Darstellung und Berechnung auf Basis von Daten des Umweltbundesamts und des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft. Quellen: Bundesinformationszentrum Landwirtschaft, Umweltbundesamt (2019), Umweltbundesamt (2020)
Wird die Produktion tierischer Lebensmittel und damit auch der Futtermittelanbau reduziert, muss aufgrund des geringeren Flächenbedarfs pflanzlicher Lebensmittel nur ein Teil der freiwerdenden Fläche für den Anbau von Nahrungsmitteln für den Menschen genutzt werden. Es verbleibt ein erhebliches Potenzial zur Umwandlung der Futtermittel-Ackerflächen, die wenig CO2 binden, in Waldgebiete. Weideland ist wegen der hohen Kohlenstoffbindung aus Klimaschutzsicht weniger geeignet für großflächige Baumpflanzungen.
→ Schreiben Sie uns: info@deutsche-tier-lobby.de. Wir freuen uns auf Sie. Ihre aktive Mitwirkung ist bundesweit möglich.
→ Sie wollen den Mutterschweinen helfen? Fordern Sie die Politik mit einer Postkarte zum Handeln auf!Â
◦ Max Planck Institut für Chemie (2019), abgerufen am 12.06.2021
◦ Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (2016), abgerufen am 12.06.2021
â—¦ Penny, abgerufen am 12.06.2021
â—¦ Top agrar (2020), abgerufen am 12.06.2021
Mobile Schlachtungen, die den Tieren qualvolle Transporte ersparen, sollen gefördert, zudem die Videoüberwachung von Schlachthöfen ermöglicht werden.
Die Koalitionäre versprechen des Weiteren einen Lückenschluss in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Ob es Regeln zur Haltung aller „Nutz“tierarten geben soll, bleibt aber unklar. Bisher enthält die Verordnung nur Vorgaben zur Haltung von Kälbern, Legehennen, Masthühnern, Schweinen und Kaninchen. Für Rinder und Puten fehlen beispielsweise entsprechende verbindliche Standards.
Lebendtiertransporte in Staaten außerhalb der EU sollen eingeschränkt werden. Für eine entsprechende EU-weite Regelung will sich die Bundesregierung einsetzen.
Leider wird keine schnelle Abschaffung des Kastenstands oder weiterer Käfigsysteme (Kälber, Kaninchen) gefordert. Ebenso fehlt ein Verbot der qualvollen CO2-Betäubung bei der Schlachtung.
Fazit: Aus dem Koalitionsvertrag spricht zumindest das Bemühen, schlimmstes Tierleid zurückzudrängen. Wichtige Bereiche bleiben aber ausgenommen. Angesichts überwiegend unscharfer Ankündigungen kommt es auf die konkrete Ausgestaltung der künftigen Regelungen an.
Eine solche Perspektive könnte durch die höchste Stufe der geplanten Haltungskennzeichnung bereits jetzt konkretisiert werden. Bisher gibt es aber wenig Anzeichen dafür, dass es so kommt.
Für uns als DTL ist klar: Tierhaltung ist – wenn überhaupt – nur dann ethisch vertretbar, wenn weit über die Minderung schlimmsten Tierleids hinaus Bedingungen geschaffen werden, die unseren „Nutz“tieren die Auslebung ihrer artspezifischen und individuellen Bedürfnisse ermöglichen. Auch die Anforderungen des EU-Bio-Siegels werden diesem Anspruch bei weitem nicht gerecht (wenig Platz im Stall, keine Gewährleistung von Weideauslauf, kein vollständiges Verbot von Amputationen/Kastenständen/Anbindehaltung etc., siehe Kampagne Haltungskennzeichnung). Systeme des Handels und das vorerst gescheiterte Tierwohllabel der vorherigen Bundesregierung sehen sogar noch schwächere Anforderungen für die Höchststufe als das EU-Bio-Siegel vor.
Etwas Hoffnung auf eine Perspektive, die über die Minderung schlimmsten Tierleids hinausgeht, macht lediglich die angekündigte Beschränkung der Investitionsförderung auf die oberen Stufen der Tierhaltungskennzeichnung.
Fazit: Auch die Ampel-Koalitionäre können sich nicht zu einer Perspektive durchringen, die unseren „Nutz“tieren ein lebenswertes Leben ermöglicht.
Die einzelnen Maßnahmen lassen sich dann auf ein solches Ziel hin ausrichten und je nach Zielerreichungsgrad ggf. nachschärfen.
Der Koalitionsvertrag enthält jedoch keinerlei konkrete Reduktionsziele für Konsum und Herstellung tierischer Lebensmittel. Die Deutsche Tier-Lobby fordert eine Halbierung bis 2030 und eine Substitution durch v.a. pflanzliche Alternativen.Â
Zu begrüßen ist lediglich die Ausweitung des Öko-Landbaus bis 2030 auf 30%. Wirkt sich diese Erhöhung auch auf den Anteil der Bio-Tierhaltung aus, werden sowohl Tierleid als auch – infolge eines größeren Platzbedarfs pro Tier – Tierbestände reduziert.Â
Fazit: Die neue Regierung bleibt die Festlegung quantitativer Ziele (z.B. – 50% weniger Tierprodukte bis zum Jahr 2030) zum Umstieg von tierischer auf pflanzliche Ernährung vollständig schuldig.
Positiv ist immerhin, dass der Umbau der Tierhaltung von den Marktpartnern getragen werden soll, sodass eine leichte Verteuerung tierischer Produkte zu erwarten ist.
Nun kommt es darauf an, dass ausreichend Gelder durch die Marktpartner (Landwirte, Hersteller, Handel, Konsumenten) bereitgestellt werden, damit einerseits eine substanzielle Verbesserung der Lebensbedingungen unserer „Nutz“tiere erreicht wird und andererseits der Preisanstieg für tierische Produkte hoch genug ist, um Anreize zum Umstieg auf pflanzliche Lebensmittel zu setzen. 40 Ct. Aufschlag pro kg Fleisch, wie von der Borchert-Kommission vorgeschlagen, ist für beide Ziele unzureichend!
Fazit: Viele Umweltprobleme durch die Tierwirtschaft werden offen benannt, die angekündigten Lösungen bzw. das Ausbleiben dieser sind jedoch eine Enttäuschung. So wird das nichts mit einer echten Agrar- und Ernährungswende!
Fazit: Richtiger Ansatz, aber vollständig ungeklärte Umsetzung auch bei der Stärkung von Alternativen zu Tierprodukten.
Resümee: Der Wille zu einer zaghaften Veränderung ist der neuen Regierung nicht abzusprechen. Doch nach oben bleibt viel Luft.Â
Wir bleiben dran!
Dieses Projekt wurde gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Die Mittelbereitstellung erfolgt auf Beschluss des Deutschen Bundestages.
Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren.
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Die landwirtschaftliche Nutzung von Moorböden verursacht erhebliche Treibhausgasemissionen. Röder und Grützmacher (2012) schätzen diese auf 21 Mio. Tonnen, davon 7,4 Mio Tonnen durch Ackerbau und 13,6 Mio. Tonnen durch Grünlandnutzung, Insgesamt 77% der Emissionen aufgrund der landwirtschaftlichen Nutzung von Moorböden entfallen auf den Futtermittelanbau (Äcker und Weiden). Die Bundesregierung (2014) bezifferte den Umfang der Emissionen aus vom Menschen genutzten Moorböden sogar auf 45 Mio. Tonnen, 84% seien auf Land- und Forstwirtschaft zurückzuführen.Â
Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Das Ernährungssystem muss dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Der effektivste Weg zur Klimaneutralität besteht in einer weitgehend pflanzlichen Ernährung. Aufgrund der beschriebenen Schäden durch die Tierwirtschaft, die weit über ihren Beitrag zum Klimawandel hinausgehen, sollte im nächsten Jahrzehnt bereits mehr als die Hälfte des Weges gegangen werden. Dies impliziert eine gleichzeitige Absenkung von Produktion und Konsum um jeweils 50% bis 2030 gegenüber dem Jahr 2020.
Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz auf Fleisch, Milch und Eier bildet eine indirekte Subvention zulasten der Umwelt. Das Umweltbundesamt (UBA) beziffert in seiner aktuellen Studie die Kosten dieser Maßnahme für den Steuerzahler/die Steuerzahlerin auf 5,2 Mrd. Euro. Von einer Belastung des Haushalts in Höhe von 3,5 Mrd. Euro durch die Vergünstigung ohne Eiprodukte und Fisch geht das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) aus. Die Berechnung berücksichtigt dabei schon den geschätzten Minderkonsum tierischer Produkte, der sich im Falle einer Mehrwertsteuererhöhung ergeben würde. Â
Unabhängig vom genauen Betrag gilt: Mehreinnahmen durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer für tierische Produkte schaffen finanzielle Spielräume für die Absenkung der Mehrwertsteuer auf pflanzliche Produkte auf 5% und für den Umbau der Tierhaltung.Â
Zugleich bilden die geschilderten Preisanreize eine ausgesprochen wirksame Umweltschutzmaßnahme: Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft rechnet mit einem Rückgang des Absatzes von Fleischwaren um 11,4% und von Milchprodukten um 11,2%. Vorsichtigere Schätzungen belaufen sich nach Angaben des UBA auf eine Senkung von 2 bis 3%. Mit der Konsumänderung einher gehen positive Effekte auf Klima, Umwelt, Tiere und die menschliche Gesundheit.
Die Pestizidabgabe soll nur auf Pflanzenschutzmittel für konventionelle Lebensmittel erhohen werden.
Zuschlüsselung der Pestizidabgabe nach folgender Vorgehensweise:
Einnahmepotenzial durch Pestizidabgabe: 1 Mrd. Euro
Gesamtausgaben der Deutschen für konventionelle Lebensmittel:
Ausgaben für Lebensmittel insgesamt: ca. 165 Mrd. Euro (Mittelwert zwischen Handelsdaten.de und RP-Online abzgl. Ausgaben für Bio-Lebensmittel: 15 Mrd. Euro = 150 Mrd. Euro
Aus Vereinfachungsgründen und in Ermangelung exakterer Werte wurde ein Preisaufschlag für jedes Lebensmittel gebildet, der dem Quotienten aus der Höhe der Pestizidabgabe und dem bisherigen Umsatz des konventionellen Lebensmittelsegments entspricht (0,71%).
Ein kleiner Teil der Umweltkosten (=externe Kosten) ist bereits in den heutigen Preisen enthalten, da bei der Erzeugung und dem Konsum von Lebensmitteln Emissionen stattfinden, die schon einer Besteuerung unterliegen (Kraftstoffe, Strom, Wärme). Die Höhe der Besteuerung deckt aber nur einen geringen Anteil der externalisierten Kosten ab. Auf der anderen Seite sind manche externe Kosten wie die Bedrohung der Artenvielfalt, die Entstehung multiresistenter Keime durch massiven Antibiotikaeinsatz, die Emissionen durch landwirtschaftlich genutzte Moore, die Treibhausgase durch Phosphordüngung und die Belastung des Gesundheitssystems aufgrund des zu hohen Fleischkonsums nicht in der Berechnung enthalten. Auch für ein lebenswertes Leben der sog. „Nutz“tiere sind möglicherweise weitere Preisaufschläge notwendig. Zentral für unsere Ãœberlegungen ist, dass nicht nur landwirtschaftliche Emissionen, sondern auch Emissionen aus anderen Sektoren einer deutlich höheren CO2-Bepreisung unterliegen müssen, als dies derzeit der Fall ist.
Um unsere wichtige Arbeit fortzusetzen und noch mehr Tiere schützen zu können, sind wir auf Deine Spenden angewiesen. Jede Spende hilft uns, Missstände aufzudecken, Tiere zu retten und ihre Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern.
Bitte unterstütze die Deutsche Tier-Lobby e.V. mit einer Spende und trage dazu bei, dass wir auch in Zukunft für die Tiere da sein können.